Erzählungen

Bild aus "Die Erzählungen des Rabbi Nachman"

Die „Erzählungen der Chassidim“ entstammen dem Band „Chassidismus III“ (Martin Buber Werkausgabe, Band 18), herausgegeben, eingeleitet und kommentiert von Ran HaCohen, der demnächst im Gütersloher Verlagshaus erscheinen wird. © Gütersloher Verlagshaus, in der Verlagsgruppe Random House, Gütersloh/München

Das Zeichen der Vergebung

»Woran erkennen wir wohl«, fragte Rabbi Bunam seine Schüler, »in diesem Zeitalter ohne Propheten, wann uns eine Sünde vergeben ist?« Die Schüler gaben mancherlei Antwort, aber keine gefiel dem Rabbi. »Wir erkennen es«, sagte er, »daran, daß wir die Sünde nicht mehr tun.«

Der Narr und der Kluge

Rabbi Bunam sprach einmal: »Wenn ich kunstreiche Schriftdeutungen vorbringen wollte, könnte ich vieles zum besten geben. Aber der Narr sagt, was er weiß, der Kluge weiß, was er sagt.«

Nicht mehr als dies

Man fragte Rabbi Bunam: »Es steht geschrieben: ›Ihr aber sollt mir sein ein Königsbereich von Priestern, ein heiliger Stamm. Dies sind die Worte, die du zu den Söhnen Jisraels reden sollst.‹ Dazu bemerkt unser Lehrer Raschi: ›Dies sind die Worte, nicht weniger und nicht mehr.‹ Was  meint er damit?«Rabbi Bunam erklärte: »Mose war gut. Er wollte dem Volk mehr offenbaren, aber er

Im Pelz

Der Kozker sagte einmal von einem berühmten Rabbi: »Das ist ein Zaddik im Pelz.« Die Schüler fragten, wie das zu verstehen sei. »Nun«, erklärte er, »einer kauft sich im Winter einen Pelz, ein andrer kauft Brennholz. Was ist der Unterschied zwischen ihnen? Jener will nur sich, dieser auch andern Wärme spenden.«

Gebot und Geld

Rabbi Jizchak lobte einst einen Wirt, der auf Befriedigung aller Wünsche seiner Gäste bedacht war. »Wie sehr ist dieser Mann bemüht«, sagte er, »das Gebot der Gastfreundlichkeit zu erfüllen!« »Aber er läßt sich doch dafür bezahlen«, wandte man ein. »Geld nimmt er«, antwortete der Zaddik, »damit es ihm möglich werde, das Gebot zu erfüllen.«

Der Weg des Schweigens

Der Weg des SchweigensEinst kamen Rabbi Mendel, der Sohn des Zaddiks von Worki, und Rabbi Eleasar, der Enkel des Maggids von Kosnitz, zum erstenmal zusammen. Sie gingen ohne Gefährten in eine Stube, setzten sich einander gegenüber und schwiegen eine Stunde lang. Dann ließen sie die andern ein. »Nun sind wir fertig«, sagte Rabbi Mendel.*Als er in Kozk war, fragte ihn der Kozker Rabbi:

Glaube nicht

Der Lubliner sagte: Wenn dir alle Großen Israels sagen, daß du ein Gerechter seist, so glaube es nicht. Selbst wenn dir der Prophet Elija oder ein Engel des Himmels erscheint und sagt, du seiest ein Gerechter, glaube es nicht. Und selbst wenn der Unendliche dir sagt, daß du ein Gerechter seiest, so glaube es allein für den gegebenen Augenblick, schon aber nicht für den nächsten.

Die kleine Schwester

Nach dem Tode seines Großvaters, des Baalschemtow, wurde der Knabe Baruch ins Haus des Rabbi Pinchas von Korez aufgenommen. Er war aber verschwiegen und in sich gezogen, und auch als er schon herangewachsen war, sprach er keine Worte der Lehre.Einmal ging Rabbi Pinchas am Vortag des Sabbats mit ihm ins Bad. Heimgekommen, trank er Met mit ihm. Als er sah, daß der Junge fröhlich geworden war,

Der hilfreiche Berg

Es wird erzählt: »Steil und abschüssig sind die Gipfel jenes Gebirges, an dessen sanftem Hange Israel ben Elieser wohnte. In den Stunden der Abgeschiedenheit pflegte er zu ihnen aufzusteigen und hier zu verweilen. Einmal war seine Verzückung so tief, daß er nicht merkte, als er am jähen Abgrund stand, und gelassen den Fuß zum Weitergehen hob. Da sprang der Nachbarsberg herbei, drückte sich

Das Pochen am Fenster

Einmal in jungen Jahren hatte der Baalschem an einem Freitag noch nichts in seinem Haus, den Sabbat zu rüsten, keinen Brocken und keinen Heller. Da pochte er am frühen Morgen leis ans Fenster eines wohlhabenden Mannes, sprach: »Es gibt einen, der hat nichts für den Sabbat«, und ging sogleich seines Wegs. Der Mann, der den Baalschem nicht kannte, lief ihm nach und fragte: »Wenn Ihr einer Hilfe