Zitate

Fotoausschnitt Buber mit Notizbuch

Hier haben wir wichtige und spannende Texte Bubers versammelt und geben einen kleinen Einblick in die verschiedenen Bereiche seiner Arbeit. Bisher finden Sie hier Worte aus Die Schrift, Die Erzählungen der Chassidim, weitere Textauszüge aus dem Gesamtwerk und einige Stimmen aus Briefwechseln. Die Sammlung wird noch ein wenig erweitert, allerdings kann dies nur einen kleinen Einblick in das Werk Bubers gewähren und wir bitten um Verständnis, wenn der eine oder andere bekannte oder besonders schöne Text vielleicht nicht oder auch noch nicht enthalten ist.

Gedenken und Vergessen

Am Tag des Neuen Jahrs sprach Rabbi Jehuda Zwi von Rozdol: »Wir haben heute gebetet: ›Alles Vergeßnen gedenkst du von Ewigkeit her.‹ Was haben wir damit gesagt? Gott will nur dessen gedenken, was der Mensch vergißt. Wenn einer das Gute tut und das Getane nicht im Sinn hält, sondern nichts vollbracht zu haben weiß, seines Dienstes ist Gott eingedenk. Redet aber einer zu seinem erhobenen Herzen:

In den Nächten

In seiner Jugend zog Mosche Löb zuweilen am Abend heimlich andere Kleider an, entfernte sich unbemerkt und nahm an den Vergnügungen einiger Altersgenossen teil, sang und tanzte mit ihnen. Sie liebten ihn alle, und sein hingeworfenes Wort war ihnen ein Gesetz, aber er befahl ihnen nie. Als er nach Nikolsburg fuhr, um bei Rabbi Schmelke zu lernen, gaben sie ihre Gelage auf, weil sie ohne ihn keine

Der fröhliche Sünder

In Lublin lebte ein großer Sünder. Sooft er mit dem Rabbi zu sprechen begehrte, war der ihm zu Willen und unterredete sich mit ihm wie mit einem vertrauten und erprobten Mann. Viele Chassidim ärgerten sich daran, und einer sagte zum andern: »Wie kann es sein, daß der Rabbi, der jedem zum erstenmal Erblickten sein Leben bis zu diesem Tag, ja die Herkunft seiner Seele von der Stirn abliest, nicht

Der alte Lehrer

Einst fuhr Rabbi Jaakob Jizchak mit einigen Schülern und Begleitern nach einer fernen Stadt. Es war Freitag mittags, und sie mußten schon nah am Ziel sein, als sie an einen Scheideweg kamen. Der Fuhrmann fragte, welche Richtung er einschlagen solle; der Rabbi wußte es nicht und sagte: »Laß die Zügel hängen und die Pferde gehn, wohin sie wollen.« Nach einiger Zeit erblickten sie die ersten Häuser

In Ordnung

Es wird erzählt: »Eine Frau kam zum Kosnitzer Maggid und bat um eine Geldhilfe, ihre verlobte Tochter auszusteuern. ›Was kann ich dir geben!‹ beschied sie der Maggid, ›ein Wechselfieber kann ich dir geben!‹ Traurig ging die Frau hinaus. Tags drauf kam eine begüterte Polin aus einer andern Stadt und klagte über ein hartnäckiges Fieber, das sie seit Jahresfrist plage und vor den größten

Das Sabbatgefühl

Rabbi Elimelech und Rabbi Sussja verspürten beide, Woche um Woche, vom Kommen des Sabbats an bis zu seinem Gehn, vornehmlich aber wenn sie inmitten der Chassidim beim Sabbatmahl saßen und Worte der Lehre sprachen, ein großes Gefühl der Heiligkeit. Als sie einst beisammen waren, sprach Rabbi Elimelech zu Rabbi Sussja: »Bruder, mich wandelt zuweilen die Furcht an, mein Gefühl der Heiligkeit am

Vielleicht

Einer der Aufklärer, ein sehr gelehrter Mann, der vom Berditschewer gehört hatte, suchte ihn auf, um auch mit ihm, wie er’s gewohnt war, zu disputieren und seine rückständigen Beweisgründe für die Wahrheit seines Glaubens zuschanden zu machen. Als er die Stube des Zaddiks betrat, sah er ihn mit einem Buch in der Hand in begeistertem Nachdenken auf und nieder gehen. Des Ankömmlings achtete

Ich

Ein Schüler des großen Maggids hatte etliche Jahre dessen Unterweisung empfangen und gedachte heimzukehren. Unterwegs besann er sich, er wolle in Karlin Rabbi Ahron aufsuchen, der vordem im Lehrhaus des Maggids sein Gefährte gewesen war. Es ging auf Mitternacht, als er die Stadt betrat; aber sein Verlangen nach dem Anblick des Freundes war so groß, daß er sich sogleich zu dessen Haus wandte und

Bereitung

Ein Schüler bat Rabbi Schmelke von Nikolsburg, ihn zu unterweisen, wie er seine Seele zum Dienste Gottes bereiten solle. Der Zaddik hieß ihn zu einem andern seiner Schüler, Rabbi Abraham Chajim, fahren, der damals noch eine Herberge hielt. Der Jüngling folgte der Weisung und wohnte da etliche Wochen, ohne an dem Wirt, der sich vom Morgengebet bis gegen Abend in der Schankwirtschaft zu schaffen

Gebot und Geld

Rabbi Jizchak lobte einst einen Wirt, der auf Befriedigung aller Wünsche seiner Gäste bedacht war. »Wie sehr ist dieser Mann bemüht«, sagte er, »das Gebot der Gastfreundlichkeit zu erfüllen!« »Aber er läßt sich doch dafür bezahlen«, wandte man ein. »Geld nimmt er«, antwortete der Zaddik, »damit es ihm möglich werde, das Gebot zu erfüllen.«