Bild aus "Die Erzählungen des Rabbi Nachman"

Die Kuh

Es wird erzählt: »Zu jener Zeit, als der heilige Maggid von Zloczow noch in der Verborgenheit lebte, war er so arm, daß seine Frau keine Schuhe hatte und in selbstgemachten Pantoffeln ging. Er pflegte damals oft von Sabbat zu Sabbat zu fasten und kam dann unter der Woche nicht aus dem Lehrhaus heim. Die Frau verkaufte allmorgendlich die Milch der einen Kuh, die sie besaßen, und ernährte vom Erlös sich und die Kinder. An einem Freitagmorgen gab die Kuh keine Milch, legte sich hin und rührte sich nicht mehr. Nach mehreren Stunden, als alle Versuche, sie wieder zu beleben, mißglückt waren, gab es die Frau verzweifelt auf und dang einen Bauern, dem Tier das Fell abzuziehen. Ehe er noch aber ans Werk ging, kam Rabbi Michal nach Haus. Als er die Kuh im Hofe liegen sah, stieß er sie sacht mit dem Stock an und sagte: ›Hoho, steh nur auf, du hast für uns zu sorgen!‹ Und die Kuh stand auf.«