
Der Mondsegen
In einem Wintermonat folgte eine tief bewölkte Nacht auf die andere, der Mond war nicht zu sehen, und Rabbi Baruch konnte den Mondsegen nicht sprechen. In der letzten Nacht, die dafür zu Gebote stand, schickte er Mal um Mal hinaus, nach dem Himmel zu schauen; aber immer wieder wurde ihm berichtet, es sei stockfinster und dichter Schnee gehe nieder. Schließlich sprach er: »Wenn es um mich gut stünde, würde mir der 30 Mond gewiß zu Gefallen sein. So müßte ich denn Buße tun. Da ich dazu aber nicht mehr die Kraft habe, muß ich zumindest meine Sünden bereuen.« Und das Reuebekenntnis kam mit solcher Macht über seine Lippen, daß alle um ihn von einem großen Schauer ergriffen wurden und miteinander in ihren Herzen die Umkehr vollzogen. Da kam einer ins Haus und meldete: »Es schneit nicht mehr, und man sieht ein weniges Licht.« Der Rabbi zog den Mantel an und ging hinaus. Die Wolken zerstreuten sich, inmitten der leuchtenden Sterne leuchtete der Mond, und Rabbi Baruch heiligte ihn.