Bild aus "Die Erzählungen des Rabbi Nachman"

Im Aschenhaufen

Ehe er nach dem Lande Israel fuhr, besuchte Menachem Mendel den großen Schüler des Baalschem, den alten Rabbi Jaakob Jossef in Polnoe. Er kam in einem Dreigespann zur Herberge und erregte schon damit Ärgernis bei den Polnoer Chassidim, die von ihrem Lehrer eine strenge Lebensweise gewohnt waren. Als er gar ohne Hut und Gurt, eine lange Pfeife im Mund, aus der Herberge in das Haus des Zaddiks ging, erwarteten alle, Rabbi Jaakob Jossef, von dessen Jähzorn sie Erstaunliches zu erzählen wußten, würde den Gast um seines breiten und nachlässigen Gebarens willens hinausweisen. Aber der Alte empfing ihn an der Schwelle mit großer Liebe und verbrachte etliche Stunden im Zwiegespräch mit ihm. Als Rabbi Mendel sich verabschiedet hatte, fragten den Polnoer seine Schüler: »Was ist an diesem Mann, daß er sich erdreisten durfte, im bloßen Käppchen, in Schuhen mit Silberschnallen und eine lange Pfeife im Mund Euer Haus zu betreten?« Der Zaddik sprach: »Ein König, der in den Krieg auszog, barg seine Schätze in sichern Verstecken. Seine kostbarste Perle aber, an der sein Herz hing, vergrub er in einem Aschenhaufen, da er wußte, daß man sie dort nicht suchen würde. So verbirgt Rabbi Mendel seine große Demut, damit die bösen Gewalten nicht an sie rühren können, im Aschenhaufen der Hoffart.«