Zitate

Fotoausschnitt Buber mit Notizbuch

Hier haben wir wichtige und spannende Texte Bubers versammelt und geben einen kleinen Einblick in die verschiedenen Bereiche seiner Arbeit. Bisher finden Sie hier Worte aus Die Schrift, Die Erzählungen der Chassidim, weitere Textauszüge aus dem Gesamtwerk und einige Stimmen aus Briefwechseln. Die Sammlung wird noch ein wenig erweitert, allerdings kann dies nur einen kleinen Einblick in das Werk Bubers gewähren und wir bitten um Verständnis, wenn der eine oder andere bekannte oder besonders schöne Text vielleicht nicht oder auch noch nicht enthalten ist.

Wie der Sasower die Liebe lernte

Rabbi Mosche Löb erzählte: »Wie man die Menschen lieben soll, habe ich von einem Bauern gelernt. Der saß mit anderen Bauern in einer Schenke und trank. Lange schwieg er wie die andern alle, als aber sein Herz von Wein bewegt war, sprach er seinen Nachbarn an: ›Sag du, liebst du mich oder liebst du mich nicht?‹ Jener antwortete: ›Ich liebe dich sehr.‹ Er aber sprach wieder: ›Du sagst:

Die Äpfel

Eine arme Äpfelhändlerin, deren Stand nah am Hause Rabbi Chajims war, kam einst klagend zu ihm: »Unser Rabbi, ich habe noch kein Geld, um für den Sabbat einzukaufen.« »Und dein Äpfelstand?« fragte der Zaddik. »Die Leute sagen«, antwortete sie, »meine Äpfel seien schlecht, und wollen keine kaufen.« Sogleich lief Rabbi Chajim auf die Gasse und rief: »Wer will gute Äpfel kaufen?« Im Nu

Ich und Du

Man fragte den Radoschitzer Rabbi: »Wie ist es in der Gemara zu verstehn, daß Rabbi Schimon ben Jochai zu seinem Sohn spricht: ›Mein Sohn, genug ist’s der Welt, ich und du‹ ?«Er antwortete: »Es bedeutet, der Wesenssinn der Schöpfung der Welt 20 sei, daß sie sprechen: ›Du bist unser Gott‹, und der Heilige, gesegnet sei Er, spricht: ›Ich bin der Herr, euer Gott.‹ Dieses Ich und

Wer nicht zu fragen weiß

Wenn der Kobryner in der Passah-Haggada die Stelle von den vier Söhnen las, die den Sinn der heiligen Bräuche zu erfahren begehren, und an 20 die Worte kam, die vom Jüngsten gesagt sind und den Hausvater also beraten: »Und wer nicht zu fragen weiß, eröffne du es ihm«, pflegte er innezuhalten und aufseufzend zu Gott zu sprechen: »Und wer, ach, nicht zu beten vermag, tu du ihm sein Herz auf,

Wohltun

Rabbi Mosche von Kobryn war der Sohn von Dorfleuten, die mit schwerer Arbeit ihr Leben fristeten. Als er ein Knabe war, kam eine Hungersnot über Litauen, die Armen schwärmten mit Weib und Kind aus den Städten übers flache Land, um sich Nahrung zu suchen. Auch durch das Dorf, in dem Mosches Eltern wohnten, zogen täglich Scharen Bedürftiger. Seine Mutter mahlte Korn auf einer Handmühle und buk

Mensch und Mensch begegnen

Auf einer Fahrt erfuhr Rabbi Jehuda Zwi von Stretyn, daß Rabbi Schimon von Jaroslaw in der entgegengesetzten Richtung desselben Weges fahre. Er stieg aus dem Wagen und ging ihm entgegen. Aber auch Rabbi Schimon hatte von seinem Nahen gehört, war ausgestiegen und kam ihm 20 entgegen. Sie begrüßten einander brüderlich. Dann sprach Rabbi Jehuda Zwi: »Jetzt ist mir der Sinn des Spruchs aufgegangen:

Dort und Da

Rabbi Uri lehrte: »Es heißt im Psalm: ›Wenn ich zum Himmel stiege, du bist dort, und bette ich mir die Unterwelt, da bist du.‹ Wenn ich mich groß dünke und meine, an den Himmel zu rühren, erfahre ich, daß Gott das ferne Dort ist und ferner, je höher ich mich hebe. Bette ich mich aber in der Tiefe und erniedrige meine Seele zur untersten Welt, ist er da, bei mir.«

Ein großes Volk

Man fragte den Apter Rabbi: »Der Midrasch weist darauf hin, daß Gott zweimal zu Abraham ›Geh dir‹ sagt, einmal als er ihn aus seinem Vaterhause gehen und einmal als er ihn seinen Sohn opfern heißt. Das erklärt der Midrasch damit, auch das erste Geheiß sei, wie das zweite, eine Versuchung gewesen. Wie ist das zu verstehn?«»Als Gott«, antwortete er, »Abraham aus seinem Vaterhause gehen

Die Bestechung

In seiner Jugend war Rabbi Abraham Jehoschua »Vater des Gerichtshofs« zu Kolbischow, und fünf Städte gehörten zu seinem Bezirk. Einst hatte er eine Rechtssache zusammen mit zwei bestochenen Beisitzern zu entscheiden. Da er sich ihren Vorschlägen beharrlich widersetzte, rieten sie endlich ihrem Auftraggeber, er möge dem Rabbi, dessen Unbestechlichkeit alle drei wohl kannten, einen ansehnlichen

Miriams Brunnen

Ein Enkel des bekannten Jakob Fisch, eines zugleich reichen und frommen Mannes, den der Baalschem mit beiden Händen gesegnet hatte, daß er uralt werde, und in der Tat, er wurde hundertunddreizehn Jahre alt und sein Gesicht war jung geblieben, erzählte:»Der Gutshof meines Großvaters lag unmittelbar neben der Stadt Kalew. Einmal, vor Anbruch des Versöhnungstags, schon gegen Abend, als im Bethaus