Zitate

Fotoausschnitt Buber mit Notizbuch

Hier haben wir wichtige und spannende Texte Bubers versammelt und geben einen kleinen Einblick in die verschiedenen Bereiche seiner Arbeit. Bisher finden Sie hier Worte aus Die Schrift, Die Erzählungen der Chassidim, weitere Textauszüge aus dem Gesamtwerk und einige Stimmen aus Briefwechseln. Die Sammlung wird noch ein wenig erweitert, allerdings kann dies nur einen kleinen Einblick in das Werk Bubers gewähren und wir bitten um Verständnis, wenn der eine oder andere bekannte oder besonders schöne Text vielleicht nicht oder auch noch nicht enthalten ist.

Die priesterschriftliche Schöpfungsgeschichte

Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.Die Erde aber war Irrsal und Wirrsal. Finsternis über Urwirbels Antlitz. Braus Gottes schwingend über dem Antlitz der Wasser. Gott sprach: Licht werde! Licht ward.Gott sah das Licht: daß es gut ist. Gott schied zwischen dem Licht und der Finsternis. Gott rief dem Licht: Tag! und der Finsternis rief er: Nacht! Abend ward und Morgen ward:

Sinn

Wo man um Ursprung und Ziel weiß,da gibt es kein Getriebe:man ist von einem Sinn getragen, den man nicht ersinnen könnte;aber man empfängt ihn nicht,um ihn zu formulieren,sondern um ihn zu leben;und gelebt wird erin der furchtbaren und herrlichenEntscheidungsfülle des Augenbicks. (Der Mensch von heute und die jüdische Bibel)Daß du Gott brauchst, mehr als alles, weißt du allzeit in deinem

Gottesfinsternis

Die Zeiten der großen Probe sind die der Gottesfinsternis.Wie wenn die Sonne sich verfinstert,und wüßte man nicht, daß sie da ist,würde man meinen, es gäbe sie nicht mehr,so ist es in solchen Zeiten.Das Antlitz Gottes ist uns verstellt,und es ist, als müßte die Welt erkalten,der es nicht mehr leuchtet.Aber die Wahrheit ist, daß gerade erst danndie große Umkehr möglich wird,die Gott von uns

Schöpfung

Wäre es möglich, daß einer von seiner Person solcherweise ein psychphysisches Inventar aufnähme, daß er sie in eine Summe von Eigenschaften auflöste, wäre es weiter möglich, daß er jede dieser Eigenschaften und all ihr Zusammentreten enstehungsgeschichtlich zurückverfolgte bis auf die primitivsten Lebewesen, - gelänge so eine lückenlose genetische Analyse dieses Individuums, seine Ableitung

Gott

Ja, es ist das beladenste aller Menschenworte. Keins ist so besudelt, so zerfetzt worden. Gerade deshalb darf ich darauf nicht verzichten. Die Geschlechter der Menschen haben die Last ihres geängstigten Lebens auf dieses Wort gewälzt und es zu Boden gedrückt; es liegt im Staub und trägt ihrer aller Last ... Wo fände ich ein Wort, das ihm gliche, um das Höchste zu bezeichnen! Nähme ich den reinsten,

Nähe

Ein Schüler fragte den Baalschem: "Wie geht das zu, daß einer, der an Gott hangt und sich ihm nah weiß, zuweilen eine Unterbrechung und Entfernung erfährt?" Der Baalschem erklärte: "Wenn ein Vater seinen kleinen Sohn will gehen lernen, stellt er ihn erst vor sich hin und hält die eignen Hände zu beiden Seiten ihm nah, daß er nicht falle, und so geht der Knabe zwischen den Vaterhänden auf

Alles ist Wunder

Man fragte Rabbi Baruch: »Warum wird Gott in der Hymne ›Schöpfer der Arzneien, Furchtbarer der Preisungen, Herr der Wundertaten‹ genannt? Kommt es denn den Arzneien zu, neben den Wundertaten und gar vor ihnen zu stehen?«Er antwortete: »Gott will nicht als der Herr übernatürlicher Wundertaten gepriesen werden. Darum ist hier durch die Arzneien die Natur eingeführt und vorangestellt. Aber

Die schwere Buße

Einem, der den Sabbat unwissentlich entweiht hatte, weil sein Wagen gestürzt war und er, wiewohl in gewaltsamem Laufschritt, die Stadt nicht vor dem Anbruch der heiligen Frist erreichte, erlegte der junge Rabbi Michal eine harte und lange Kasteiung als Buße auf. Der Mann hielt sich mit aller Kraft dazu, das Vorgeschriebene zu erfüllen, merkte aber bald, daß sein Leib nicht standhielt, sondern zu

Die Kuh

Es wird erzählt: »Zu jener Zeit, als der heilige Maggid von Zloczow noch in der Verborgenheit lebte, war er so arm, daß seine Frau keine Schuhe hatte und in selbstgemachten Pantoffeln ging. Er pflegte damals oft von Sabbat zu Sabbat zu fasten und kam dann unter der Woche nicht aus dem Lehrhaus heim. Die Frau verkaufte allmorgendlich die Milch der einen Kuh, die sie besaßen, und ernährte vom Erlös

Ohne Gott

Rabbi Abraham sprach: »Herr der Welt, wäre ein Nu vorstellbar ohne deinen Einfluß und deine Vorsehung, was taugte uns da noch diese Welt, und was taugte uns da noch jene Welt, was taugte uns da noch das Kommen des Messias, und was taugte uns da noch die Auferstehung der Toten, was wäre da noch an alledem zu genießen, und wozu wäre es da!«